Wie jedes Jahr haben wir wieder junge und alte an Kunst und Fotografie interessierte Bürger*innen aus Frankfurt (Oder) und Słubice eingeladen, durch eigenes kreatives Tun in die Welt der Kunst einzutauchen. Manche sind seit vielen Jahren aktiv dabei, andere näherten sich dem Medium Fotografie vorsichtig an.

Dieses Jahr war das eine ganz besondere Herausforderung. Ähnlich, wie bei der Organisation des gesamten Festivals, ging es darum, mit der Bedrohung durch Covid-19 kreativ umzugehen. Videokonferenzen erwiesen sich als ein probates Mittel. Gerade die Bereiche Fotografie und Multimedia eigneten sich besonders gut, neue Wege zu gehen. Fotos auf dem Bildschirm freizugeben und gemeinsam zu besprechen, das funktionierte hervorragend. Die virtuellen Workshops führten zu einem sehr konzentrierten Austausch aller Beteiligten.

Schwerer zu realisieren waren hingegen gemeinsame Fotoaktionen und analoge Experimente in der Dunkelkammer der Galeria Okno und manchmal fehlt doch etwas, wenn man sich nicht bei einem Tee direkt in die Augen blicken kann. So kam es vereinzelt doch zu Begegnungen im Realraum.

 Like every year, we invited people from Frankfurt (Oder) and Słubice who are interested in art and photography to – regardless of age – dive into the world of art through their own creative activities. Some of them have been actively involved for many years, others approached the medium of photography more cautiously.

This year they faced a special challenge. Like the organizers of the whole festival, they also had a similar aim: to deal creatively with the threat posed by Covid-19. Video conferencing proved to be an effective tool. The fields of photography and multimedia were particularly well suited to the exploration of new avenues. Sharing photos on the screen and discussing them together really worked. Virtual workshops gave rise to a very intensive exchange of ideas between all participants.

More difficult to carry our, however, were joint photo actions and experiments with analog photography in the darkroom of the Galeria Okno. It turns out that something is missing if we can’t look each other directly in the eyes over a cup of tea. So there were also occasional encounters in real space.

In meinem Workshop ging es um das Licht und seine Rolle sowohl im Film, als auch in der Fotografie. Dieses essentielle Element wurde einerseits in seiner Form als natürliches Licht mit seinen unterschiedlichen Temperaturen untersucht, andererseits als Setup für konkrete Szenen, um aus ihnen das Beste herauszuholen. Man sagt, dass Kameraleute das umso besser können, je älter sie sind. Das betrifft vor Allem die Kunst, das Licht für Szenen zu erschaffen, denn erst das Licht haucht dem Film die Seele ein und erschafft die Athmosphäre. Der Schlüssel für einen guten Film ist der Umgang mit Licht.

 The topic of my workshop was light and the role it plays in filming and in photography. This most essential element was thoroughly analyzed, first in its use as natural light, then by determining its temperature, until finally its set-up for specific scenes so as to achieve the best possible effects. There is a saying that cinematographers are the better the older they get, and this mainly has to do with the art of setting lights. Because it is the light that lends the film its soul and creates the right atmosphere. The key to good photos is the light.

Im gemeinsamen Gespräch haben wir uns dem Workshopthema angenähert. Was assoziieren wir mit Kontrollverlust, was mit einem Moment? Danach entwickelten die Teilnehmer ihre eigenen Arbeiten, die immer wieder auf gemeinsamen Video-Meetings besprochen wurden.

Michael Kurzwelly

 In common discourse we approached the topic of our workshop. What do we associate with the loss of control? With a moment? Aſterwards, the participants developed their own works which then were discussed at video meetings.

Michael Kurzwelly

Ich habe eine kreative fotografische Recherche vorgeschlagen, bei der das aufmerksame Beobachten von großer Bedeutung ist. Die uns umgebende Realität als eine riesige Bühne mit einem fertigen Bühnenbild zu betrachten, kann zu einem Spaziergang an ungewöhnliche Orte führen. Diese Orte zu finden kann zu einem Anlass für das Erschaffen von Bildern warden. Unsere Helden auf dieser Bühne sind manchmal gewöhnliche, manchmal aber auch in ihrer Bedeutung unverständliche Objekte. Warum wurden sie dort platziert und wer hat das getan? Die Orte der Recherche sind in der sehr breit verstandenen Natur zu finden, die Helden sind die Spuren, Überreste oder ungewöhnliche Objekte, Produkte menschlichen Tuns. Um in ihnen neue Bedeutungen im Kontext der Umgebung zu finden, wird der MOMENT sehr wichtig, in dem wir den Auslöser betätigen. Wichtig sind die Komposition, die Beziehungen im Raum, und vor allem das Licht als Mittel zur Bildidee. Wir Machen uns auf die Suche nach ZEICHEN, indem wir auf den MOMENT achten.

Janusz Oleksa

 I proposed to attempt looking for photographic motives solely in the role of an attentive observer. To treat the reality surrounding us as one big stage scene with a prepared set design can turn into a trip to extraordinary places. Scouting for such places provides us with the pretext to shoot the picture. In these scenes the heroes are the objects, sometimes very ordinary ones, but sometimes incomprehensible in their meaning. Why are they there and who put them there? Our searches are located in nature, in its broadest sense, covered with traces, leſt-overs or strange objects, products of human activities. When we look for a new meaning for them in the context of their environment, then the MOMENT of releasing the shutter is of outmost importance. The composition, the spatial relations and above all the light need to be put to right use in order to give birth to the idea for the picture. By paying attention to the MOMENT let’s look for SIGNS.

Janusz Oleksa

Fotografie statt Worte. Assoziation und Antwort

Ich habe zu einem fotografischen Spiel eingeladen. Eine Herausforderung in Form eines visuellen Gespräches anzunehmen. Eine Diskussion auf der Grundlage von Bildern zu führen. Statt tausender Worte nur Fotografie, die Emotionen und Assoziationen auslöst. Fotografische Aussagen oder Fragen, auf ein Bild wird mit einem Bild geantwortet. Schließlich sind die in einer Diskussion besprochenen Themen nicht immer eindeutig, offensichtlich, einfach. Wir haben im Workshop gelernt, mithilfe der fotografischen Abbildung zu denken und den Diskurs aufzunehmen. Wenn wir zum Beispiel ein Bild von Regen zeigen, können wir mit welcher Antwort rechnen? Mit einem anderen Regen, oder vielleicht nur einem Tropfen, oder mit einem Regenbogen. Vielleicht wird jemand auf das Problem von Dürren verweisen, oder auf die Anordnung der Elemente, aus denen die Komposition besteht? Es gibt viele Möglichkeiten und tausende Bilder. Während des Workshops bauten wir Beziehungen sowohl innerhalb der Fotografie als auch zwischenmenschlich auf, wir lernten uns mittels der Fotografien kennen. Es entstanden längere Projekte, themenreiche Diskussionen und zeitweilige Offenbarungen. Wichtig war der Wunsch nach Entwicklung und die Neugier auf die Welt. Am Ende traf das Bild auf das Wort.

PS.: Und Sie? Wenn ich Ihnen ein Bild eines grünen Blattes Papier zeige, welche Antwort bereiten Sie mir vor? Ich warte auf Ihre Antworten unter der Adresse anna@galeriaokno.pl.

Anna Panek-Kusz

Instead of words – photography. Associations and answers

Welcome to a photographic game. A challenge in form of conversations, discussions and dialogues based on images. Instead of thousand words – photography that triggers emotions and associations, that is like a challenge, a question, a statement asking for an answer with an image that relates to it or contradicts. Aſter all, the topics of our discussions are not always straightforward, obvious and simple. We learned how to think and debate with the help of photographic image making. For example: if we make a photo of rain, what would be the answer to expect? Another rainy scene, or maybe just one drop, a rainbow perhaps, arising in the rain? Maybe someone will draw attention towards the problem of drought or rather to formal aspects of the composition? There are many possibilities and thousands of words. During the workshop we established human relations as well as photographic ones. We got to know each other by our photography. Longer projects developed from interesting discussions and moments of deep insights. Important was also an open interest in the world and one’s own development. And so, in the end, image and word got together.

PS And you? If I show you a picture of a green card, what would your answer be…? I’m looking forward to your answers via mail: anna@galeriaokno.pl

Anna Panek-Kusz

Die Teilnehmer des Workshops kommen aus allen möglichen Ländern, nah und fern, von fast allen Kontinenten dieser Erde. Gemeinsam haben wir uns unterhalten über Fotos, die für uns bedeutsam sind, die wir im Herzen, in der Brieſtasche oder im Handy mit uns tragen. Und gemeinsam haben wir dieses eine Foto in der heutigen Zeit und Umgebung nachgestellt. Jedes Foto hat seine eigene Geschichte und Bedeutung.

Anne Peschken, Marek Pisarsky

 The workshop participants come from all possible countries, near and far, from almost every continent on earth. Together we talked about photos that are meaningful to us, that we carry with us in our hearts, in our wallets or in our mobile phones. And together we have recreated this one photo in today’s time and location. Each photo has its own story and meaning.

Anne Peschken, Marek Pisarsky

Auf einmal verlagert sich alles ins Netz. Erst nur wenig und dann mit einem plötzlichen Ruck scheinbar alles. So auch die Kunst und mit Ihr die Fotografie. Viele neue Bewohner hat dieser neue Raum. Für manche ist er schon immer der Kern Ihres kreativen Schaffens gewesen, für andere ist er es langsam geworden. Was macht eine Plattform wie Instagram mit der eigenen Fotografie? Virtuelles Ausstellen, …oder doch lieber einen Bilderrahmen an die Wand hängen? In knapp 15 Video-Meetings haben wir versucht uns diesem Thema zu nähern um eigene Positionen und Strategien zu erarbeiten.

Jan Poppenhagen

 All of a sudden everything moved to the net. First timidly, then suddenly all the rest followed. So did art, and so did photography. This new space has many new residents. For some it has always been the core of their creative work, for others it is slowly becoming important. For example, how does photography function on a platform like Instagram? A virtual exhibition…? Or would you rather hang a framed picture on the wall? In about 15 video meetings we tried to approach this topic to develop our own positions and strategies.

Jan Poppenhagen