Jeder kennt das: tausende vererbte Familienbilder im Schuhkarton, Gigabites von Schnappschüssen auf der Festplatte, Stapel von gesammelten Zeitschriſten auf dem Dachboden.

Doch nicht nur die bildlichen Hinterlassenschaſten erfordern einen professionellen Umgang, auch scheint seit den Anfängen der digitalen Fotografie die Arbeit mit den Bildern immer mehr in den Vordergrund zu rücken. Nicht mehr das konzentrierte Arbeiten an einer begrenzten Anzahl von Fotografien ist wesentlich, vielmehr ist das fotografische Herantasten, das Ausprobieren auf der Suche nach der gewünschten Bildidee wesentlicher Bestandteil der fotografischen Praxis geworden. Dadurch rückt das Arbeiten mit den bereits produzierten  Bildern immer mehr in den Fokus künstlerischen Arbeitens.

Die Teilnehmer/innen des Seminars haben eigene gefundene Archive mitgebracht oder fotografische Archive erstellt. In den Unterrichtseinheiten wurde mit die-sen gefundenen bzw.  angelegten Archiven gearbeitet. Dabei ging es darum die Bilder zu ordnen, zu katalogisieren und zu verdichten. Sie wurden als Ausgangsmaterial genutzt, um weitere Arbeiten zu entwickeln.

Everybody knows this: thousands of inherited family pictures in card boxes, gigabytes of snapshots on your hard disc, stacks of old magazines on the attic.

Yet, not only leſt over pictures demand professional treatment, it also seems that since the beginning of digital photography images as such have moved more and more into focus. It is not so much any more the concentrated work with a limited number of photos, as rather a kind of photographic divining or testing, on the search for the desired motive, which has become commonplace in photography. Consequently, it is the work with already existent images that artists increasingly concentrate on.

The seminar participants either brought their own found archives along or produced photo archives themselves. During the lessons we worked with both found and newly created archives. Important was to put the images in order, to catalogue and to compress them. They were also used as raw material for newly developed art works.

Das Festival „lAbiRynT“ ist zwanzig Jahre alt geworden, ein Anlass, darüber nachzudenken, wie die Erinnerung an das Festival und seine Entwicklung bewahrt werden kann? Zusammen mit den Teilnehmern der Akademie haben wir uns dem Thema angenähert. Im Ergebnis entstand eine Installation, die auf dem Festival präsentiert wird.

The lAbiRynT Festival has turned 20. Is this an occasion to start thinking about how to shape remembrance of the festival and its evolution? Together with the Academy’s participants we sounded this problem. The result is an installation to be seen at the festival.

Eine der Eigenschaſten des Menschen besteht darin, sich seit Jahrhunderten immer wieder neue Wirklichkeiten auszudenken, sei es in Form von Religionen mit ihren Geboten, oder Königreiche, dann Nationalstaaten mit ihren Gesetzen, sowie Geschichte und Geschichten über sich selbst. Sie sind so lange gültig, wie eine Mehrzahl von Menschen an sie glaubt. Neue Herausforderungen produzieren neue Glaubenssätze. Fotos werden von uns gerne als Abbildungen von Tatsachen gesehen, obwohl sie hochartifizielle Konstruktionen sind.

Since ages one of the most prominent human traits has been the ability to imagine new realities, whether in form of religions with their commandments, or in form of kingdoms and later on nation-states with their respective laws and with history and narratives about themselves. All these are valid as long as a majority of people believes in them. New challenges produce new beliefs. We like to take photos for true images of reality, although in fact they are highly artificial constructions.

Im Dunkeln offenbart, verborgen im Licht

Licht ist in der Fotografie sehr wichtig. Es umgibt, baut, formt und kreiert. Es kann scharf, stimmungsgebend oder zerstreut sein. Es kann natürlich vorgefunden werden oder künstlich in Szene gesetzt werden und hat einen großen Einfluss auf die Aussage, welche das Foto trifft. Wie also das Licht steuern, es verändern, um bewusst zu entscheiden, ob das Objekt scharf oder weich sein soll, ob es Details im Schatten verlieren oder jedes Detail enthüllen soll? Wenn wir die fotografierten Objekte aufmerksam beobachten, sehen wir, wie Licht Formen gestaltet, aber wir lernen auch vorherzusagen, welchen Effekt wir erzielen werden, wenn wir die Intensität, Streuung oder den Abstand von der Lichtquelle ändern. Auf diese Weise können wir Fotos bewusster planen, indem wir sowohl das vorhandene Licht als auch das Licht nutzen, das wir selbst im Studio einsetzen.

Während der Workshops suchten wir Inspiration in Licht und Schatten, sowohl in der natürlichen, uns umgebenden Welt als auch in speziell geschaffenen Situationen. Bei diesem Workshop stand nicht die Fotoausrüstung im Vordergrund, sondern vor allem Kreativität, Vorstellungs- und Wahrnehmungsvermögen.

Appearing out of dusk, disappearing into light

Light in photography is very important. It’s immersive; it builds, forms and creates. It can be sharp, atmospheric or diffuse. It can be natural or artificial and has a tremendous effect on our photographic expression. How then to master and modify the light, so as to consciously decide whether an object is supposed to be sharp or soſt, whether it should dissolve into shadow or reveal each of its details? As long as we are sensitively observing the objects we want to shoot, we’ll see how light creates a form and we’ll learn to anticipate which effect we achieve by changing the intensity, diffusion or the distance from the light source. In this way we can more consciously plan the images, regardless whether we are working with natural light or with artificial lighting under studio conditions.

During the workshops we were looking for inspiration form light and shadow, both, in our natural environment as well as in arranged studio situations. During this particular course it wasn’t the photo equipment that was our priority, but rather creativity, imagination and perceptiveness.

Eine Reise gen Osten steht in der europäischen Kultur oſt für ein gewisses Paradox. Es ist die Suche nach dem, was wir tief in uns selbst tragen, was aber ein Geheimnis darstellt, dass erst fernab der eigenen vier Wände aufgedeckt werden kann.

Während der Workshops entdeckten die Reisenden, wie sie ihre eigenen Methoden der Apparatbenutzung ausloten können, wie sie sich dem Erlebnis des von Ort zu Ort Begebens hingeben können und wie man postfaktisch anderen von diesen Reisen mittels Bildern erzählen kann.

Die während der Workshops entstandenen Bilderzyklen zeigen, was für individuelle Persönlichkeiten wir doch sind! Wir entdeckten ungewöhnliche Perspektiven sowie Übergehungen von Algorithmen und Einstellungen, die uns das Programm der Apparate aufdrückt. Die Bilder von Ausflügen, die zur selben Zeit und am selben Ort stattfanden brachten uns Erzählungen von völlig unterschiedlicher emotionaler, inhaltlicher und ästhetischer Aufladung. Niemand beschritt denselben Pfad, wenngleich viele dieselben Wege gin-gen. Alle erwiesen sich als einzigartig. Dies erfüllt mich mit immerwährender Hoffnung und mit Stolz.

Travelling east within the European culture is oſten seen as a certain paradox – it’s a search for something we carry deep in ourselves and yet, it is a puzzle, which we can only solve far away from home.

Within the course of our workshops the participants discover how to find one’s individual way of using the camera, how to derive experiences from moving around and how to tell others of one’s travelling with the help of pictures.

These workshop photo series show how diverse we are as individuals! We discover unusual perspectives and go beyond the preset camera algorithms and adjustments. Pictures of trips mutually undertaken to the same place, at the same time, talk of completely diverse expressions as far as emotions, content or aesthetics are concerned. Nobody entered upon the same path, although we all walked down the same ones. Everybody is unique in his own special way. This fills me with unquenchable hope and happiness.